Netzwerkeffekt
Unter einem Netzwerkeffekt versteht man in der Ökonomie einen bestimmten postiven externen Effekt: Mit einer steigenden Zahl an Netzwerk-Teilnehmern steigt der Nutzen für sämtliche Teilnehmer exponentiell an.
Klassische Beispiele sind das Telefon oder Fax(gerät). Ein Telefon hat keinerlei Nutzen, solange man selbst der einzige Telefonbesitzer ist. Erst wenn ein Zweiter ebenfalls einen Telefonanschluss hat, ergibt sich für beide ein Nutzen. Mit einer steigenden Anzahl an Telefonanschlüssen steigt auch der Gesamtnutzen exponentiell an. In einem Netz mit 2 Teilnehmern, gibt es exakt eine mögliche Verbindung (A-B). In einem Netz mit 3 Teilnehmern gibt es bereits 3 Verbindungsmöglichkeiten (A-B, B-C, C-A), bei 4 Teilnehmern bereits 6 Verbindungsmöglichkeiten (A-B, B-C, C-D, D-A, A-C, B-D), usw. Im Web begegnet man derartigen Effekten insbesondere bei sozialen Netzwerken.
Ein rational handelnder Konsument kauft ein Produkt nur dann, wenn sein Nutzen die Kosten übersteigt. Genau dies ist das Problem beim Etablieren neuer Produkte mit Netzwerkeffekten. Frühadoptierende haben nur einen sehr geringen Nutzen. Ausgehend vom momentanen Nutzen würde also niemand in ein derartiges Produkt investieren. Daher ist es immens wichtig, welchen zukünftigen Nutzen ein potentieller Konsument erwartet. Ein Anbieter derartiger Produkte muss also die Zielgruppe davon überzeugen, dass schon bald viele Netzwerkteilnehmer vorhanden sein werden.
In derartigen Märkten gibt es mehrere mögliche Marktgleichgewichte: Jenes Gleichgewicht, welches sich einstellt, wenn ein hoher Nutzen in der Zukunft erwartet wird, und jener Nutzen, der sich einstellt, wenn dieser Nutzen eben nicht erwartet wird. Letzteres würde allerdings zu einem gesamtgesellschaftlichen Wohlfahrtsverlust führen. Der Markt ist geprägt von externen Effekten: Der private Nutzen des Konsumenten ist geringer als der soziale Nutzen. Durch die Teilnahme am Netzwerk haben nämlich auch alle anderen Netzwerkteilnehmer einen Nutzen. Dies ist aber nicht nur auf Kommunikationsnetze beschränkt: Ein zusätzlicher Konsument von Hardware resultiert in einen größeren Absatzmarkt für Software. Da man es bei Software meist mit Economies of Scale zu tun hat, sinken die durchschnittlichen Kosten für Konsumenten. Eine größere Hardwarebasis bedeutet (wenn Kosteneinsparungen an die Konsumenten weitergegeben werden) also billigere Software und somit einen Nutzen für alle.
Aus diesen Gründen wären staatliche Interventionen gerechtfertigt, wenn es ein gesellschaftliches Interesse an der Etablierung dieses Netzwerks gibt. Der Staat könnte z.B. mit Subventionen oder als Abnehmer helfen, die Etablierung der Produkte voranzutreiben, damit das höhere, volkswirtschaftlich bessere, Gleichgewicht erreicht werden kann.
Artikel ver�ffentlicht von Thomas Graf am 02. Februar 2009 | Tweet