Augmented Reality
Der Begriff „Augmented Reality“ (AR, Eweiterte Realität) geht auf das Jahr 1992 zurück und wurde von Tom Caudell geprägt. Die Vision von Augmented Reality gab es jedoch bereits schon wesentlich länger, zahlreiche weitere Begriffe wie „Enhanced Reality“ werden quasi synonym verwendet.
Es existieren zahlreiche verschiedene Definitionen – diese unterscheiden sich darin, wie eng oder weit der Begriff gefasst wird. Die allgemeinsten Definitionen sprechen nur von einer „computergestützten Erweiterung der Realitätswahrnehmung“. Andere Definitionen beschränken sich auf eine visuelle Erweiterung einer realen Umgebung; nach dem Wissenschaftler Ronald Azuma sind zusätzlich auch noch Interaktivität und der Ablauf in Echtzeit charakteristisch.
Ein praktisches Beispiel für die Erweiterung der Realität: Ein Smartphone kann Position (GPS) und Blickrichtung (Kompass) bestimmen, eine AR-App wie „Wikitude“ bezieht mittel Internetverbindung aus einer zentralen Datenbank verschiedene Informationen zur jeweiligen Umgebung. Diese Informationen werden am Display dann wie ein „Untertitel“ zum Kamerabild angezeigt. Typische Quellen wären dabei etwa Brancheverzeichnisse und Bewertungsportale, Wikipedia und Twitter.
Der Begriff ist zudem von anderen Begriffen wie „Augmented Virtuality“ und „Virtualität“ abzugrenzen. Der Wissenschafter Paul Milgram definierte 1994 das Reality-Virtuality Continuum.
Die beiden Endpunkte sind dabei die reale Umgebung (reality) und virtuelle Umgebung (virtual reality) in ihrer Reinform, dazwischen befindet sich die Mixed Reality. Einzelne Stufen sind nicht klar abgrenzbar, sondern es handelt sich um fließende Übergänge. Bei AR wird wie erläutert die Realität mit Informationen angereichert. Die virtuelle Umgebung ist eine reine Simulation – sie können aber auch mit realen Elementen angereichert und somit Augmented Virtuality werden: beispielsweise könnten bei einem Computerspiel die Personen aus der Umgebung mittels Sensoren erfasst werden und dann in Echtzeit in das Spiel projiziert werden.
Technologien für AR-Medien
Sämtliche AR-Technologien funktionieren nach dem gleichen Prinzip: die reale Umgebung wird mit einer Kamera aufgenommen und anschließend mit zusätzlichen Informationen angereichert angezeigt.
Das älteste Medium ist dabei das Head-Mounted Display, also ein Display welches am Kopf befestigt wird. Es geht auf Ivan Sutherland im Jahr 1966 zurück. Im Laufe der Zeit wurden die Systeme mobiler und passen heute beispielsweise in relativ unauffällige Sonnenbrillen. Tom Caudell experimentierte für Boeing mit derartigen Systemen, um bei der Konstruktion von Flugzeugen die Schaltpläne direkt ins Sichtfeld einzublenden und den Arbeitsablauf effizienter zu gestalten. Hierfür gibt es die vielseitigsten Anwendungsfälle: als Hilfe für Konstruktionsvorgänge oder bei medizinischen Operationen ebenso wie zur Orientierung in einer unbekannten Umgebung (nicht nur als Stadtplan oder Sightseeing-Guide, sondern beispielsweise auch für Tiefseetaucher und militärische Feldoperationen). Eine utopische Version wäre eines Tages ein Chip als Implantat im Auge.
Der Boom der Smartphones eröffnet neue Möglichkeiten – das Smartphone kann nun als AR-Medium verwendet werden. Vorreiter ist hier die Wikitude-App, welche von einem österreichischen Startup Mobilizy im Jahr 2008 für Android veröffentlich wurde (mittlerweile auch fürs iPhone erhältlich). Dabei werden Informationen aus Quellen wie Wikipedia, Foursquare, Twitter, Flickr oder Qype eingeblendet. Da beim Halten des Smartphones nicht mehr beide Hände frei sind, sind die Anwendungen im Vergleich zum Head-Mounted Display limitierter.
In manchen wenigen Anwendungsfällen sind fixierte Displays bzw. Projektoren sinnvoll. Beispielsweise könnten Routenplaner oder Informationen aus Car2X-Sytsemen in einem Auto direkt auf die Windschutzscheibe projiziert werden. In Flugzeugen sind derartige Hilfsmittel bereits in Verwendung.
Wirtschaftliche Bedeutung
Die tatsächliche wirtschaftliche Bedeutung von Augmented Reality ist noch nicht sehr groß. AR-Anwendungen gibt es nur in Nischen (zB Medizin, Tiefseetaucher) oder für Demonstrationszwecke, um visionäre Marketingkonzepte der Zukunft zu probieren. Mit der zunehmenden Verbreitung von Smartphones werden aber AR-Apps am Handy wichtiger.
Mögliche Anwendungen sind interaktive Branchenverzeichnisse, die Informationen zur unmittelbaren Umgebung geben. Neben allgemeinen Standortinformationen können Kundenbewertungen aus Bewertungsportalen oder aktuelle Aktionen in der näheren Umgebung eingeblendet werden. Als Schnittstelle dient dabei der Anbieter der AR-App, der die Kontrolle über den Informationenfluss hat. Dieser könnte Einnahmen lukrieren, indem er sich fürs Listing bezahlen lässt.
Artikel ver�ffentlicht von Thomas Graf am 05. Dezember 2010 | Tweet
Alex Pinti 01. Oktober 2012 [#] |
Wunderbarer Artikel für die Einführung in AR. Danke & LG Alex |