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  • Die Kommerzialisierung von Twitter

    Der Mikroblogging-Test Twitter experimentiert laut Augenzeugenberichten mit Werbeeinblendungen in den Twitter Streams. Ein Benutzer versteigert seinen Twitter-Account um mehr als 1000 Dollar. Die Kommerzialisierung von Twitter hat begonnen.

    Über Twitter scheiden sich nach wie vor die Geister. Manche lieben den Mikroblogging-Dienst, andere erkennen darin keinerlei Nutzen. Unbestritten ist hingegen, dass Twitter in der Blogosphäre längst so etwas wie Kultstatus hat und auch in klassischen Medien ein wenig Beachtung findet.

    Während zahlreicher Nachahmer, beispielsweise Pownce, bereits mit Werbung oder Premium-Mitgliedschaften Geld verdienen, ist Twitter bisher werbefrei geblieben. Doch die Kommerzialisierung dieser Welt schreitet immer weiter voran, und macht auch vor Twitter nicht Halt. Laut den Berichten von zahlreichen Benutzern war gestern zeitweise Werbung in den Twitter Streams zu entdecken. Twitter dürfte also mit Werbenachrichten in den Mitteilungen experimentieren. Dass Werbeeinblendungen tatsächlich kommen werden, ist zwar noch nicht bestätigt, aber sehr wahrscheinlich.

    Dass es bei Twitter eines Tages Werbung geben würde, kommt aber höchstens für hoffnungslose Optimisten überraschend. Twitter hat bisher keine Einnahmen, die auch nur annähernd Entwicklungs- und Serverkosten decken können. Zudem Twitter muss in die Serverinfrastruktur investieren, schließlich ist der Service für seine Serverausfälle bekannt und die Serverbelastung wächst weiterhin. Denn nachdem das Wachstum von Twitter im Jahr 2007 lange Zeit stagnierte, verzeichnen die Trafficmessungen von Alexa, Compete und Quantcast seit Jahresbeginn 2008 übereinstimmend eine deutliche Zunahme der Nutzung.

    Das Geld zur Deckung bisheriger Kosten und Investitionen muss natürlich irgendwoher kommen. Daher hat sich Twitter schon letztes Jahr erfolgreich nach Kapitalgebern umgesehen. Zu diesen gehört unter anderen der Risikokapitalgeber (Venture Capital) Union Square Venture. Und bekanntlich investieren Risikokapitalgeber nicht aus Idealismus, sondern in der Erwartung zukünftiger Profite. Dass bisher nichts von Werbung zu sehen war, ist damit zu erklären, dass hier eine klassische Penetrations-Strategie verfolgt wurde, bei der zuerst eine hohe Marktdurchdringung erreicht werden soll (was einen Wettbewerbsvorteil darstellt), und erst danach Geld verdient wird.

    Wie TechCrunch richtigerweise anmerkt, stellt sich nur noch die Frage, wie die Twitter-Community darauf reagieren wird. Laut deren Umfrage unterstützen rund 44% diese Maßnahme nicht (Stand zum Zeitpunkt des Schreibens, 768 Stimmen). 26% der Abstimmenden würde hingegen für eine werbefreie Version sogar etwas bezahlen. Sofern die Werbung nicht zu aufdringlich wird, erwarte ich persönlich keinen Massen-Exodus, auch wenn einzelne Benutzer verloren gehen werden.

    Twitter-Account wird versteigert

    Ebenfalls heiß diskutiert wird in diesen Tagen eine weitere Aktion, welche mit Twitter zu tun hat. Der Gründer von Rocketboom, Andrew Baron, versteigert seinen Twitter-Account bei eBay. Der Reiz an diesem Account ist, dass man damit bereits ein aufgebautes Publikum mitkauft, die sogenannten Followers (zum Zeitpunkt des Versteigerungsbeginns waren es 1400, mittlerweile ist diese Zahl auf 1700 angewachsen) - für geschickte Marketeers sicherlich interessant. Die Aktion wurde von Baron wie folgt begründet:

    I really love my Twitter account but I feel like I haven't been using it the way I want to. Quite honestly, I feel sorry for all of my followers because they wind up with my tweets in their timelines and I haven't been able to utilize the medium the way I want to. I also participate in another Twitter account over on Rocketboom so I'm thinking I'll post more over there and start up a new account to do what I want to do next.

    It would be silly to just delete this account I have here, especially if there is someone out there that had like interests and had something to say or wanted to get involved in some relevant conversations. In terms of monetary value, I have no expectations or needs at all so I decided not to put a minimum bid on this. Whatever will be, will be.

    Die Kommerzialisierung von Twitter geht also in gewisser Weise nicht nur von den Investoren, sondern auch von der Community aus. Vom Startpreis in der Höhe von 0,99$ steigerte sich der Preis übrigens innerhalb von weniger als 2 Tagen auf 1550$ (Stand 15. April 2008, 12 Uhr MEZ). Allerdings muss man dazu anmerken, dass dieser Preis nur durch die breite Berichterstattung in der Blogosphäre zustande kam. Für Nachahmer wird vermutlich nicht so viel herausspringen. Abzuwarten bleibt außerdem eine eventuelle Reaktion von Twitter - die Terms of Service verbieten den Verkauf von Accounts jedenfalls nicht. Für Baron ist es jedenfalls eine gelungene Aktion, er hat eine heftige Debatte ausgelöst, bekommt Aufmerksamkeit (Interview bei Business Week) und verdient daran sogar.

    Artikel ver�ffentlicht von am 15. April 2008 |


    charly
    16. Mai 2008 [#]
    Also wenn Twitter dafür in ihre Infrastruktur investiert und dafür sorgt, dass die Seite mal ein bisschen schneller lädt, stört Werbung wirklich nicht.

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