Google-Suche über SSL mit Auswirkungen auf Webanalyse
Google ermöglicht neuerdings eine verschlüsselte Websuche über das SSL-Protokoll. Dabei werden jedoch keine Referer an verlinkte Websites übertragen, wodurch es zu einer weiteren Verfälschung der Website-Statistiken kommen kann.
Über zehn Jahre lang war Googles Websuche ausschließlich unverschlüsselt erreichbar. Was mitunter problematisch sein kann, denn sowohl Netzwerk-Administratoren als auch Internet-Provider können bei der unverschlüsselten Websuche alle Suchanfragen im Klartext einsehen.
Trotzdem war eine Verschlüsselung bei Google bis vor Kurzem kein Thema — selbiges gilt übrigens auch für Bing und Yahoo, die bis heute keine Websuche über das SSL-Protokoll ermöglichen. Wie Matt Cutts in seinem Blogpost zur sicheren Websuche schildert, wurde Google auf das Thema erst im Vorjahr durch eine Anregung der Electronic Frontier Foundation (eine Organisation, die sich den Bürgerrechten im digitalen Raum verschrieben hat) aufmerksam.
Seit letzter Woche bietet Google nun seine Websuche als Beta-Version auch über SLL an. Diese ist über https://www.google.com/ erreichbar. Im Gegensatz dazu ist eine Verschlüsselung bei der Bildersuche und Google Maps bisher noch nicht möglich — hier sind noch weitere Anpassungen notwendig. Andere sensible Google-Dienste wie Google Mail, Docs, AdWords und AdSense sind bereits seit längerer Zeit verschlüsselt verfügbar, teilweise sogar als Standard.
Die verschlüsselte Suche hat jedoch für Website-Betreiber unerwünschte Auswirkungen. Bei einer Suchanfrage über das SSL-Protokoll wird der Referer vom Webbrowser nicht übertragen. Webanalyse-Tools werden diese leeren Referer als direkten Aufruf
erfassen. Je nachdem, wie viele Besucher die sichere Websuche verwenden (stark abhängig von der Zielgruppe), kann dies zu mehr oder weniger starken Verschiebungen bei der Besucherquellen-Anzeige führen. Es kommt hier also zum selben Effekt wie bei einer Referer-Unterdrückung durch die Browser-Einstellungen.
Die Anzeige der Suchanfragen in den Google Webmaster Tools ist im Gegensatz zu herkömmlichen Webanalyse-Tools von dieser Neuerung nicht betroffen — Google speichert auch die verschlüsselten Suchanfragen weiterhin für eigene Zwecke. Dennoch sind auch die WMT-Daten sets mit gebührender Vorsicht zu genießen, denn sie weisen einige Ungenauigkeiten auf.
Dass Google eines Tages die verschlüsselte Websuche als Standard festlegt (und somit eine sinnvolle Auswertung der verweisenden Suchanfragen unmöglich macht), ist jedoch nicht zu befürchten. Eine SSL-Verbindung nimmt mehr Server-Ressourcen in Anspruch, daher ist das allein schon aus Kostengründen höchst unwahrscheinlich. Bei der überwiegenden Anzahl der Suchanfragen wird (abseits von repressiven Überwachungsstaaten) die Verschlüsselung ein Minderheit-Bedürfnis bleiben.
Artikel ver�ffentlicht von Thomas Graf am 25. Mai 2010 | Tweet